Metropolis Kino

Filmreihe: Das Kino und die Wildnis

Es ist der amerikanische Unabhängigkeitstag 1845, als Henry David Thoreau in den Wald umsiedelt, um „tief zu leben“. Er baut eine Hütte. Er schreibt ein Buch: „Walden“. Es wurde zum Manifest für die Sehnsucht nach der letzten Grenze, für spirituelle Ausstiegswünsche und globalen Hippie-Radikalismus. Auch das Kino teilt diese Sehnsucht nach dem Unberührten, nach seiner Weite und — als zweidimensionales Medium — vor allem nach seiner Fläche. Je mobiler seine Aufnahmetechnik, desto häufiger zog der Film hinaus in Wälder, in ewiges Eis und zu den Fremden, die es bis heute so gerne bestaunt. Oft mit neokolonialistischer Inbesitznahme, cineastischer Schaulust oder der Pädagogik volkskundlichen Universalismus. In der Romantik wird der Wald als „Hallraum der Seele“ (Eichendorff) beschworen und die Trennungserfahrung des Menschen von der Natur als identitätsstiftendes Merkmal, als nicht zu verpflasternde Melancholie erlebt. Die verlorene Einheit ästhetisch zurückzugewinnen, war nicht nur in der Malerei, sondern bleibt im Kino ein festes Sujet. In den filmischen Begehungen der Wildnis stellt es ein Konzept zur Diskussion, das seit jeher als Projektionsfläche für das Andere steht. Es hinterfragt westliche Fortschrittseuphorien und verbindet Henri Rousseaus Idee einer verborgenen menschlichen Wildheit mit der Vision eines von rationaler Kontrolle befreiten Kunstschaffens. So wird „Wildnis“ zu einem inneren Zustand und einem kreativen Reich des animalischen Impulses und des Zufalls.

Die Filmreihe findet ergänzend zu einem Filmseminar an der Hochschule für bildende Künste Hamburg statt. Studierende der HfbK zahlen einen ermäßigten Eintritt von 4,00 €. Filmauswahl und Einführungen von Birgit Glombitza, Filmkritikerin und Dozentin.

http://www.metropoliskino.de/index.php?id=28#6

Termine April:

24.04. 19:00 Uhr BESCHREIBUNG EINER INSEL (BRD 1979, Rudolf Thome, 191 Min., 16mm)

29.04 19:00 Uhr WALDEN (CH/A 2018, Daniel Zimmermann, 106 Min., ohne Dialog)

Termine Mai:
02.05. 19:00 Uhr GERRY (USA/ARG/JOR 2002, Gus van Sant)
09.05. 19:30 Uhr Kurzfilmprogramm: Sky and Gardens
14.05. 21:30 Uhr Kurzfilmprogramm: To Put a Spell

Termine Juni:
20.06. 19:00 Uhr ATANARJUAT (CAN 2002, Zacharias Kunuk)
24.06. 19:00 Uhr BURDEN OF DREAMS (USA 1982, Les Blank)
26.06. 21:15 Uhr Kurzfilmprogramm: Inside – Outside

Termine Juli:
05.07. 19:00 Uhr Kurzfilmprogramm: Into the Wild
05.07. 21:15 Uhr DRIFT (D 2017, Helena Wittmann)

Kurzfilmprogramme:

Sky and Gardens
DIE FLIEGENDEN ÄRZTE VON OST-AFRIKA (Werner Herzog, 43 Min.)
CILAOS (Camillo Restrepo, 13 Min.)
FLORES (Jorge Jácome, 26 Min.)
INTO ALL THAT IS HERE (Laure Provoust, 9 Min.)

To Put a Spell
GBANGA TITA (Thierry Knauff, 7 Min.)
INSECT (Julian Dahl, 30 Min.)
KORAL (Vladimir Evaldovitch Eisner, 20 Min.)
HE WHO EATS CHILDREN (Ben Russell, 25 Min.)

Inside – Outside
LES MAITRES FOUS (Jean Rouch, 36 Min.)
JUKANOO TALK (Rhea Storr, 11 Min.)
BLACK AND WHITE TRYPPS NUMBER THREE (Ben Russell, 12 Min.)
THE MENDI (Steve Reincke, 10 Min.)

Into the Wild
HÁ TERRA! (Ana Vaz, 13 Min.)
AH, LIBERTY! (Ben Rivers, 20 Min.)
WAVELENGTH (Michael Snow, 45 Min.)

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Texte von Filmreihe: Das Kino und die Wildnis