Kellerkneipen & Hafenarbeiter: sehe dir lebhafte Filme über das Milieu der 60er an!
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Mittwoch

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SpelunkenKino: Palette Revisited & unständiger Hafenarbeiter

SpelunkenKino
Palette Revisited / Eine Kneipe – Ein Roman
D 2005, 67 Min., Regie u. Drehbuch: Theo Janßen
mit: Mac Rugenstein (Loddl), Harun Farocki (Der schiefe Inder), Cäsar Schwieger (Igor), Ulrich Krause (Der RockandRoller), Uta Juster (Heidi), Joachim Stoll (Ramonita), Horst Vocke, Willi-Roger Föll, Henry Weder u. Hubert Fichte (Jäcki)
Musik: Heiner Goebbels, Steve Reich, J.S. Bach, Detlev Beier, Ian & the Zodiacs.
Die Hamburger Kellerkneipe „Palette“ eröffnet Anfang der 50er Jahre und ist schon bald darauf mehr als nur eine lokale Stammkneipe in der sich unständige Hafenarbeiter, Künstler, Kleinkriminellen und sogenannte „Gammler“ treffen. In die Palette zieht es Jugendliche aus ganz Deutschland – sie wird zum Sammelpunkt für Ausreißer, Nonkonformisten, Beatniks und all jene, die sich der Integration in die Wirtschaftswundergesellschaft ihrer Eltern entziehen wollen. Von hier aus bricht man auf zu Tramptouren ins europäische Ausland, trifft Leute die einem vorübergehend einen Schlafplatz oder auch einen kurzfristigen Job vermitteln und es entsteht eine eigene Sprache: der „Paletten-Jargon“.
Heute steht in der ABC-Straße 11, in der die Palette 1964 auf behördliche Anweisung hin geschlossen wurde, nicht mal mehr das kleine, zweigeschossige Haus und die Erinnerung an die „Palette“ wäre so gut wie ausgelöscht, wenn ihr nicht der Schriftsteller Hubert Fichte mit seinem 1968 erschienen Roman „Die Palette“ ein Denkmal gesetzt hätte.
Fichtes Geschichten von den „Palettianern“ – von Bernhard dem Bunkerer, von Heidi und Loddl, vom Reimar Renaissancefürstchen, von Igor, Nina der Herrlichen … – beruhen auf Notizen, die sich Fichte in den drei Jahren seiner eigenen Palettezeit, bei regelmäßigen Besuchen in der Palette machte. Hinter all diesen Namen – insgesamt werden über 50 genannt – verbergen sich wirkliche Palettegänger, die zum Teil auch heute noch leben.
Filmregisseur Theo Janßen rekonstruiert, ausgehend von Fichtes Figuren und Romanszenarien, die gesellschaftsverändernde Bedeutung der Palette als Kinderstube der Subkultur und der nachfolgenden 68er-Revolten. In seinen Gesprächen mit den realen, ehemaligen Palettianern und anhand historischen Foto- und Filmmaterials wird die unnachahmliche Aura der verschwunden legendären Hamburger Spelunke „Palette“ wieder ersichtlich.
Zu Gast: Theo Janßen und ehemalige Palettianer

Vorab:
Der Tag eines unständigen Hafenarbeiters
D 1966, 13 Min., von Leonore Mau u. Hubert Fichte
mit: Mac und Heidi u.a.
Musik: The Rattles
Der Film schildert den Tagesablauf des unständigen, täglich neu Arbeit suchenden, Hafenarbeiters Mac. Er steht auf der untersten sozialen Stufe der Arbeiter-Hierarchie – „Dabei wollte er eigentlich den Strand von Copacabana rot färben und Rinder züchten am Amazonas.“ – „… um zwanzig nach sechs der erste Aufruf – Zigaretten rauchen – auch die Miete drängt – : Bananen liegen an – Stückgut, Zuckerdampfer auf Reder, Autoverladung, Expeller mit Schmutzgeld. Um halb sieben ist der Name dran – endlich.“
Hubert Fichtes literarischer Kommentar greift zum Teil die Sprache der Hafenarbeiter auf und verfugt sich wunderbar mit Leonore Maus kunstvollen Schwarz-Weiß-Fotografien. Zusammen ergibt sich eine präzise gebaute Reportage über Arbeit und Freizeit und die sozialen Bedingungen im Hamburger Hafenmilieu der 60er Jahre.
Zu Gast: Nathalie David (Filmemacherin u. ehemalige Assistentin von Leonore Mau)
20 Uhr (Einlass ab 19 Uhr) – Eintritt frei – Spenden willkommen!
verbindliche Reservierung: spelunkenkino@hafenbahnhof.com

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Texte von SpelunkenKino: Palette Revisited & unständiger Hafenarbeiter